29.04.2021

Optimistisch in die Zukunft!

Diese Woche konnten wir die Dresdner durch einen großen Zeitungsartikel über unsere Zukunftspläne informieren.

Hier können Sie den Artikel nachlesen:

„Diese Schule ist kein Problemfall“

Nur wenige Dresdner Eltern wollen ihre Kinder auf die 64. Oberschule schicken. Woran das liegen könnte und wie sich das ändern soll, erklärt der neue Schulleiter.

Dresden. Er hat einen Plan. Daniel Funk ist der Neue auf dem Stuhl im Chefbüro der 64. Oberschule. Zugegeben, der Altbau hat seine besten Jahre hinter sich, dafür ist die Sporthalle modern, die Anbindung mit Bus und Bahn aus den umliegenden Stadtteilen recht gut. Und dennoch: Die Oberschule ist bei Dresdner Familien wenig beliebt. Zumindest zeigen das die Anmeldezahlen der vergangenen Jahre.

Zum Schuljahr 2020/21 haben sich lediglich 30 Kinder auf die 84 Plätze beworben, in diesem Jahr sind es sogar nur 22. Weniger Anmeldungen verzeichnete nur die 88. Grundschule in Hosterwitz, allerdings spielt dort die Stadtrandlage und eher schlechte Erreichbarkeit eine entscheidende Rolle.

Funk weiß um das Problem – und will dafür sorgen, dass sich mehr Kinder freiwillig auf seine Schulplätze anmelden. Digitaler Umschwung, mehr Bildung für nachhaltige Entwicklung, Ausbildungsschule für angehende Lehrer – damit will Daniel Funk seiner Schule ein Profil geben. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Was bedeutet das für die Schüler? Wie profitieren sie davon?

„Ein Problemfall ist diese Schule keineswegs“, findet Funk. Vielmehr sei bislang versäumt worden, die gute Arbeit nach außen zu tragen. Das will er ändern. Angefangen mit attraktiveren Außenanlagen, einem Nachhaltigkeitspfad für Schüler und alle anderen Dresdner, einem neuen Logo samt Schul-Slogan. Bei allen Veränderungen sollen natürlich die rund 400 Schüler im Mittelpunkt stehen, sie sollen mitreden und mitgestalten. „Der Schul-Slogan wird gerade unter den Schülern abgestimmt.“

Generationenwechsel bei Dresdner Oberschulleitern

Daniel Funk ist ein weiterer personeller Baustein im Generationenwechsel an den Spitzen der Dresdner Oberschulen. Die Mitte- und End-Dreißiger erobern zunehmend die Direktorenzimmer. Tobias Jäger an der 116. Oberschule in Leubnitz-Neuostra, Beatrice Wünsche und Richard Grunwald an der 36. Oberschule in Löbtau, Jana Lüders und Marco Weinhold an der 32. Oberschule auf dem Tolkewitzer Schulcampus, um nur einige zu nennen – sie alle bringen frischen Wind in die Schullandschaft der Landeshauptstadt.

Dieses Ziel hat sich auch Daniel Funk gesteckt, der sich gemeinsam mit Tobias Jäger und Beatrice Wünsche in einem speziellen Schulungsprogramm zur Führungskraft ausbilden ließ. Zuletzt arbeitete er vier Jahre als Koordinator für Migration beim Landesamt für Schule und Bildung, war dort als Referent auch für einen Teil der Oberschulen zuständig. Nun leitet er also selbst eine dieser Schulen, deren geringe Anmeldezahlen er schon länger im Blick hatte. „Genau deshalb habe ich mich auch nur für diese Schule beworben.“

Mit seiner Migrationsarbeit bringt Funk viel Expertise für seinen neuen Job mit. Und die könnte von Vorteil sein, denn die 64. Oberschule gehört zu den Schulstandorten, an denen zwei Vorbereitungsklassen mit ausländischen Schülern lernen. Funk ringt um die richtigen Worte, will die Dresdner Familien nicht verurteilen. „Ich formuliere es mal so: Wenn der Anteil von Migranten an einer Schule sehr hoch ist, steigen auch die strukturellen Herausforderungen. Und an diese Schulen wollen Eltern ihre Kinder ungern schicken.“ Diese Beobachtung habe er in den vergangenen Jahren bei seiner Arbeit im Schullandesamt immer wieder gemacht.

Daniel Funk sieht darin, dass Schüler unterschiedlicher Nationalitäten gemeinsam lernen, vor allem aber auch eine Chance für die Kinder und Jugendlichen, die von unterschiedlichen Denkweisen und Einstellungen anderer Kulturen profitieren würden.

Beliebteste Dresdner Oberschule in der Nachbarschaft

Die kleine 66. Oberschule im benachbarten Stadtteil Leuben ist in diesem Jahr die beliebteste Dresdner Oberschule. Für die nur 56 Plätze haben sich 128 Schüler angemeldet. Vorbereitungsklassen für Migranten gibt es an dieser Schule nicht, sagt Daniel Funk. Allerdings zeigen die hohen Anmeldezahlen der 32. Oberschule auf dem Schulcampus Tolkewitz, dass nicht allein dieses Thema ausschlaggebend bei der Schulwahl ist, denn auch dort gibt es zwei Vorbereitungsklassen. Funk selbst war in den vergangenen Jahren an der Suche nach geeigneten Dresdner Schulen, an denen ausländische Kinder gut in das deutsche Schulsystem integriert werden können, beteiligt.

Aus Gesprächen mit Eltern, deren Kinder an seine Schule umgelenkt wurden, weil sie den Platz an ihrer Wunschschule nicht bekommen haben und die leeren Plätze in der 64. Oberschule füllen, habe er vielmehr erfahren, dass die 64. Oberschule im Ruf steht, „dass es nicht so gut laufe“. Viel konkreter sei die Kritik der Eltern kaum gewesen, was ihn ärgert. Denn das würde der Arbeit seines Vorgängers Ulrich Simon nicht gerecht werden. Nun ist es also an ihm, zu zeigen, was er und seine 34 Kollegen leisten.

„Die Kinder sind heute individueller“

Funk selbst unterrichtet in diesem Schuljahr eine sechste und eine siebte Klasse in Geschichte. Sein zweiter Fachbereich ist Gemeinschaftskunde. Was er im Unterricht bemerkt und was seiner Meinung nach der entscheidende Unterschied zu den Schülergenerationen der vergangenen Jahrzehnte ist: Die Kinder und Jugendlichen sind heute viel individueller. „Sie haben ganz unterschiedliche soziale Hintergründe, Kinder aus bildungsfernen Familien treffen auf Kinder aus Akademikerfamilien.“ Dazu kommen eben jene Jugendliche, die aus anderen Ländern hierher gekommen sind und das Bildungssystem erst kennenlernen müssten.

All das habe die Arbeit von Lehrern und Schulleitern heute verändert, sagt Funk. Die Herausforderungen sind andere geworden, aber sie seien nicht unlösbar. Eines der Problem will er mit der 64. Oberschule direkt angehen: den Lehrermangel. Als Ausbildungsschule soll sie Anlaufstelle für Studenten, Referendare und Praktikanten werden. Mit einem attraktiven Standort würde es auch gelingen, erfahrene Mitarbeiter aus der Wirtschaft als Seiteneinsteiger für den Beruf zu begeistern. Zudem sind Unterrichtsversuche mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Dresden geplant.

Auch ein anderes Thema der aktuellen Zeit soll in den Fokus der 64. Oberschule gerückt werden: der Klimaschutz. Die Schüler werden Teil eines Modellprojektes, in dem es darum geht, wie Ressourcen geschont und die Umwelt geschützt werden kann. Dabei sollen sie auch eigene Ideen entwickeln. „Einzelne Projekte sollen zeigen, wie wir sorgsamer mit unserer Erde umgehen können.“

Digitale Notenbücher sollen Papier sparen

Ein erster Schritt ist der Nachhaltigkeitspfad auf dem Schulgelände. An der großen Eiche auf dem Schulhof soll es etwa eine Station geben, die sich mit Bäumen, Wäldern und einer nachhaltigen Forstwirtschaft befasst, erklärt Funk. In puncto Nachhaltigkeit will der neue Schulleiter auch auf mehr Digitalisierung im Alltag setzen. „Mit digitalen Noten- und Klassenbüchern soll Papier gespart werden.“ Älteren Kollegen will er den Zugang erleichtern, in dem er ihnen regelmäßige Schulungen anbietet, die sich etwa mit der Online-Plattform Lernsax beschäftigen.

Und ein noch weiterer Aspekt könnte seinem Plan, die 64. Oberschule wieder beliebter zu machen, in die Karten spielen. Von 2024 bis 2026 soll der Altbau saniert werden. Auch das zeigen regelmäßig die Anmeldezahlen: Eltern wählen gern moderne Schulstandorte für ihren Nachwuchs aus. Während der Sanierung sollen – nach jetzigem Stand – die Kinder und Jugendlichen im Schulgebäude am Berthelsdorfer Weg in Tolkewitz lernen. Funk hofft, dass sich bis dahin viele Familien freiwillig für die 64. Oerschule entschieden haben. Weil sie für gute Bildung für die Schüler und viel Herzblut bei den Lehrern steht.