17.09.2024

„Ich wandre durch Theresienstadt“

unter professioneller Anleitung

Wie schafft man es, historische Ereignisse an die heutigen Lebenswelten Jugendlicher heranzutragen und sie dafür zu sensibilisieren? Zum Beispiel mit dem Jugend- und Kulturprojekt „Ich wandre durch Theresienstadt“. Im Rahmen von Bildungsworkshops setzten sich die Schülerinnen und Schüler unserer 9. und 10. Klassen, begleitet vom engagierten Projektteam künstlerisch und kreativ mit Kompositionen von inhaftierten Künstlerinnen und Künstlern wie Pavel Haas und Hans Krása sowie mit Texten der Lyrikerin Ilse Weber auseinander und lernten dabei viel über Kraft und Lebensmut in ausweglosen Situationen.

In den Workshops entstanden mit den Schülern gemeinsam kreative Texte und Filmsequenzen. Auch schauspielerische Fähigkeiten konnten erprobt werden. Grundlage bildeten Berichte von Zeitzeugen über ihren Aufenthalt unter menschenverachtenden Lebensbedingungen in dem Ghetto Theresienstadt und die Auseinandersetzung mit der Frage, wie es an diesem Ort zu dieser Zeit gelang Kunst zu erschaffen,  damit etwas Hoffnung zu verbreiten und  von den traumatischen Erlebnissen eine kurze Ablenkung zu bewirken.

Im Workshop „kreatives Schreiben“ stiegen die Jugendlichen mit spielerischen Schreibübungen in das Thema ein, durften selbst Texte produzieren und sich im kreativen Schreiben zu visuellen Impulsen wie Gedichte, Fotografien, Zeichnungen und andere Zeugnisse aus Theresienstadt üben. Unterstützt von Schauspieler Roman Knižka erhielten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Gedichte zu proben und auf der Bühne zu inszenieren. Gruppendiskussionen, eine Annäherung zum historischen Hintergrund über das Thema „Mensch und Kultureller Ausdruck“ und praktische Grundlagen des Schauspiels, wie Warm- Ups, Körper- und Stimmtraining wurden vermittelt. Dann gab es eine Einführung ins eigentliche Schauspiel.

Spannend war für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch der Workshop Film, in welchem es darum ging, starke Bilder zu sammeln, selbst vor und hinter der Kamera zu stehen und filmische Perspektiven zu beleuchten. Was ist wahr, was ist inszeniert? Damit beschäftigte sich der Workshop und Alle lernten viel über filmische Grundlagen und Perspektiven, Inszenierungsstrategien und filmische Täuschung.  Kurze Dokumentarfilme wurden gedreht und am Beispiel des Lagers in Theresienstadt kritisch hinterfragt, was Inszenierung der Realität und Macht filmischer Täuschung bewirken kann.

Es werden immer weniger Zeitzeugen, die noch selbst von ihren Erfahrungen berichten können und die Gefahr der Verfälschung von Wahrheiten vergrößert sich mit der Dauer der Zeit. Daher ist es den Initiatoren sehr wichtig, mit Projekten wie diesem, gegen das Vergessen anzugehen und das Wissen an die kommenden Generationen weiter zu geben, damit sich nie wieder so Schreckliches wiederholen möge.

Diese Workshops vereinten Geschichte, Erinnerung, Bildung, Musik und Film. Den Abschluss des Projektes bildete die musikalische Lesung über das Ghetto Theresienstadt im Kulturpalast mit dem Schauspieler Roman Knižka gemeinsam mit dem Ensembles OPUS 45 und unseren engagierten Schülerinnen und Schülern, auf die wir mächtig stolz sind.

Wir danken unserem Schulleiter Herrn Funk für dieses bereichernde Projekt, dem Jugend- und Kulturprojekt e.V. für die tolle Umsetzung,  allen Beteiligten und Unterstützern und natürlich ganz besonders unseren kreativen Schülerinnen und Schülern, die so super mitgemacht haben und allen, die am Freitag zum Projektabschluss die Gänsehaut und die berührenden Momente während der musikalischen Lesung  mit uns geteilt haben.

Verfasserin: M. Kuntz, Schulassistentin